Ist Work-Life-Balance ein Thema der gestressten Mittelschicht gewesen, die in den zurückliegenden Jahren, an der Grenze zum Workaholic, über den Stress des Arbeitslebens zwischen zwei Urlauben dieses Konzept attraktiv gefunden hat? Ursprünglich ging es doch wohl um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder vor Allem darum, die Frauen in die Berufswelt zu ziehen- trotz fehlender Krippen- und Kindergartenplätze. Zu vormals starren Arbeitszeiten kamen unterschiedlichste Arbeitszeitmodelle, bis zum heutigen Homeoffice oder Mobil-Work. Der Trend zum Zweitwagen der 80ziger und 90ziger Jahre des letzten Jahrhunderts schloss sich der Trend zum Multitasking und der ständigen Verfügbarkeit eines 24/7 an 365 Tagen an. Diese Arbeits(zeit)vorstellungen kreieren Lebensmodelle, die auf Effizienz getrimmt sein müssen. Alles ist eher getaktet und wird durchlebt statt erlebt. Burnout war und ist real. Deshalb wurde die Stressbewältigung und der Ausgleich dazu auch ein Thema des Work-Life-Balance-Konzeptes. Kritiker haben dann eingewandt, dass man Beruf und Arbeit, wie der Konzeptname vermuten lässt, ja nicht trennen könne und brachten Work-Life-Blending als Lösung in die Debatte. Sie warben für einen smarten Umgang mit den unterschiedlichen Lebenswelten. Das Arbeits- und Privatleben verschmelzen und eine Trennung der beiden Bereiche, gerade für Angestellte und Ich-AG`ler ist unverkennbar. Das Industriezeitalter, das mit militärischer Strenge den Fabrik- und Büroalltag zu organisieren suchte, geht zu Ende. Mehr Eigenverantwortlichkeit und Selbstständigkeit in den Arbeitsprozessen machen die Abgrenzung nicht „schwieriger“ sondern vielmehr dringend erforderlich. Sich abzugrenzen kann existenzbedrohend sein; für die Selbständigen ebenso wie für den Angestellten, weil es oft als Verweigerung verstanden werden kann. Das unsere Lebensgrundlagen uns nicht selbstverständlich zur Verfügung stehen, wie es uns noch bis vor zwei- drei Jahren schien, berührt unsere tiefsten Ängste. Antworten suchen wir heute kaum noch in der Kirche, obwohl Spiritualität uns die Demut lehren könnte, die Endlichkeit unseres Lebens dahingehend zu verstehen, das Sinnvolle und Beste aus dem uns gegebenen Leben zu machen. Die Reifung, die wir in unserem Leben erfahren können, liegt in der Balance zwischen unserer inneren Stille und dem sozialen Leben, sowie der körperlichen Gesundheit und dem beruflichen Werden und wird in unserem Leben immer wieder mit uns und anderen neu verhandelt.
Work-Life-Balance so verstanden findet in den Konzepten der europäischen und asiatischen Lebensschulen ein reichliches Wissen, um den Umgang mit sich und anderen in unseren lebenslangen Umbruchphasen zu meistern. Kurzzeit-Coaching hilft Lebensentscheidungen zeitnah zu treffen. Der Vortrag am 15.11.will dazu anregen